Ölpreis WTI: An einem starken Widerstand war erst einmal Schluss. Doch nicht nur die Trumm-News hindert den Ölpreis am weiteren Steigen. Erwartungen an ein stark fallendes Angebot im Laufe des vierten Quartals sind gering.
KURZFRISTIGER AUFWÄRTSSCHUB?
Der Ölpreis konnte gestern seinen Aufwärtsschub vorerst nicht fortsetzen. Hauptsächlicher Grund dafür war die Aussage des US Präsidenten bezüglich der Verhandlungen zum zweiten Corona-Hilfspaket. Über dieses soll nun erst nach der US Wahl entschieden werden. Doch stark abwärts ging es für den Ölpreis ebenfalls nicht.
Wie wir bereits in der Analyse von gestern erwähnten (Ölpreis Prognose: Erwartungen drehen). Aktuell sieht sich der Ölpreis einem etwas geringerem Angebot entgegen, ausgehend von den Streiks in Norwegen sowie dem Sturm Delta im Golf von Mexiko.
Diese beiden Faktoren scheinen derzeit zu überwiegen, sodass auch die eher negativ ausgefallenen Bestandsdaten aus dem API Bericht keine große Auswirkung hatten. Das API schätzt einen Aufbau bei den Rohölbeständen per letzte Woche. Erstmals seit drei Wochen. Benzinbestände fielen zwar weiter, allerdings weniger als erwartet.
Der EIA Bericht hat den API Bericht mehr oder weniger bestätigt. Die Rohölbestände sind ebenfalls über den Erwartungen gestiegen, die Benzinbestände wurde jedoch auch aufgebaut. Aufgrund der anstehenden, saisonal bedingt, schwachen Phase ab Mitte Oktober, haben wir langsam ein Drehen bei den Bestandsdaten erwartet. Die Shut-Downs der Offshore-Plattformen sowie Raffinerien in der Nähe der Küste, sind noch nicht berücksichtig, könnten allerdings für weiterhin uneinheitliche Signale in den kommenden Wochen sorgen.
EIA PROGNOSTIZIERT ANGEBOTSÜBERHANG ZUM JAHRESENDE HIN
Die EIA hat zudem gestern den monatlichen Energy Short Term Outlook präsentiert. Dabei hat sie die Nachfrageprognose für das laufende Jahr leicht nach unten revidiert, von 93,1 Mio. Barrel pro Tag im September auf 92,8. Grund dafür ist die Verlangsamung des Nachfragetrends im Vergleich zum Zeitraum Mai-Juli. Doch die Produktion soll gleichzeitig ebenfalls weiter steigen.
Während die EIA in der ersten Hälfte des vierten Quartals noch einen leichten Nachfrageüberhang sieht, soll es auf Jahresbasis ein Überangebot von 1,7 Mio. Barrel pro Tag geben. Die Verlangsamung im Nachfragetrend sowie ein tendenziell steigendes Angebot zum Jahresende hin, dürften laut der Behörde das Upside-Potential im Ölpreis WTI limitieren. Sie schätzt den Durchschnittspreis zum Ende des Jahres auf 41,50 USD je Barrel.
Wir revidieren daher ebenfalls unsere Prognose von gestern leicht und gehen davon aus, dass spätestens nach Abklingen der beiden kurzfristigen, angebotsverringernden Faktoren, Streiks und Hurrikan, die saisonal schwache Phase bei der Nachfrage sich durchsetzt. Das Angebot dürfte im Laufe der nächsten Wochen tendenziell steigen.
Ein maximal leicht fallendes Angebot, aufgrund einer höher ausfallenden Compliance bei einigen OPEC-Mitgliedern, ist aktuell, aus unserer Sicht, zu erwarten. Der Ausbruch über die Widerstandszone bei 42 USD dürfte sich wahrscheinlich nicht so einfach gestalten, wie zuvor angenommen. Sollten zudem die beiden Faktoren weniger Auswirkungen zeigen als eingepreist, könnte es sogar noch eine Stufe tiefer gehen.
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