Am Donnerstag lag im DAX alle Augen auf der EZB-Leitzinsentscheidung, ganz besonders nach den jüngsten Verwerfungen um die Credit Suisse.
Die EZB lieferte (meiner Einschätzung sehr überraschend) die erwartete Leitzinsanhebung von 50 Basispunkten auf 3.5%. Warum mich das überrascht? Nun, etwa eine Stunde vor der Leitzinsentscheidung lief über den News-Ticker, dass die EZB einigen europäischen Ministern mitgeteilt hat, dass diese „vulnerable“ (zu Deutsch: verletzlich) seien, sollte die Credit Suisse in Schwierigkeiten geraten bzw. konkret gesagt: nicht gerettet werden.
Diese offensichtlichen Spannungen im europäischen Bankensystem dürfte man meiner Einschätzung nach nur sehr schwer mit einem geldpolitisch restriktiveren Kurs in den Griff bekommen, tatsächlich wäre nicht auszuschließen, dass diese Zinsanhebung zügig wieder revidiert wird, sollten die Spannungen im europäischen Bankensystem in den kommenden Wochen weiter zunehmen.
Für diese Interpretation spricht meiner Einschätzung nach der relativ scharfe Rücksetzer im EURUSD nach dem im morgendlichen Handel noch erfolgten Rücklauf über 1.0600, wo man eigentlich eine weitere Beschleunigung in Richtung der 1.0700 und weitere Kapitalzuflüsse durch den höheren Leitzins in den Euroraum erwartet hätte.
Der DAX reagierte initial bearish und mit einer Attacke auf die 14.700er Region, aber nach dem initialen Flush konnten die Bullen die Region um die gestrigen Tiefs dann zunächst halten, wobei nun abzuwarten bleibt, ob es sich hier um eine nachhaltige Bewegung handelt oder im Laufe der folgenden Stunden zu einem Fall unter die 14.700 Punkte kommt.
Falls ja, wäre in den Wochenschluss der Vorteil weiter auf Seiten der Bären zu finden und ein Test der 14.500er Region zu erwarten. Falls nein, könnte es das auf der Unterseite zunächst gewesen sein und mit einer Rückeroberung der 15.000, etwas konservativer der 15.200er Region, wären die Bären zunächst zurückgedrängt und die DAX-Bullen könnten durchatmen.